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Werkgruppe

 

Werkgruppe und Werke sind Bezeichnungen aus dem deutschen Festungsbau nach Ende des Ersten Weltkrieges. Die Werkgruppen sind direkte Weiterentwicklungen der deutschen Festen aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.

 

Definition: Heeresdienstvorschrift HDV g4 aus dem Jahre 1940 definiert:

Werkgruppen setzen sich aus mehreren Werken zusammen, die durch Hohlgänge miteinander verbunden sind. Die Hohlgänge sind zur Verteidigung eingerichtet.

Werke sind aus mehreren Kampfständen mit verschiedenen Waffen bestehende und zur Rundumverteidigung geeignete Stützpunkte. Die Werke haben maschinelle Inneneinrichtung für Lüftung, Beleuchtung, Wasserversorgung und Entwässerung. In geschlossenen Werken liegen die Waffen in einem Block zusammen. In aufgelösten Werken sind die Kampfstände auseinandergezogen und durch Werkhohlgänge miteinander verbunden. Die Werke haben außer den Kampfständen noch Anlagen für die Führung (Befehlsstellen, Anlagen für Beobachtung und Räume für Nachrichtenanlagen).

Folgerung:

Werkgruppen:

  • setzen sich aus mehreren Werken zusammen, die
  • durch Hohlgänge miteinander verbunden sind, die
  • zur Verteidigung eingerichtet sind.

Werke:

  • bestehen aus mehreren Kampfständen, mit
  • verschiedenen Waffen, und sind
  • zur Rundumverteidigung geeignet, haben
  • maschinelle Innenausstattung, und
  • besitzen Führungseinrichtungen.

Es existieren zwei Formen von Werken:

      1.geschlossene Werke (alle Waffen in einem Block)

      2.aufgelöste Werke (Kampfstände vom Hauptobjekt abgelöst und mit diesem durch Hohlgänge verbunden).

Diskussion:

Werkgruppen sind Bestandteil einer der Formen der deutschen Landesbefestigung der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, nämlich die stärkste Form der Befestigung, das so genannte befestigte Gebiet (Synonyme: Festungskampffeld, Festungsfront). Den Bau einer solchen Anlage begann man mit der Festungsfront Oder-Warthe-Bogen im heutigen Polen. Verschiedene Gründe, auf die an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden soll, führten zum Baustopp und die Gesamtanlage wurde niemals vollendet. An dem was gebaut wurde, kann man jedoch hervorragend die Ausführung dieser Befestigungsform erkennen und studieren. Es wurden hier 13 Werkgruppen gebildet, von denen einige allerdings nicht die Grundforderungen der HDV g4 erfüllen. Auch beide Formen der Werke (geschlossen, aufgelöst) kann man hier finden.

Als Beispiele für vorschriftsgemäße Werkgruppen seien hier die Werkgruppen „Scharnhorst“, „Ludendorff“ und  „Schill“ genannt.

Annex:

Der Begriff Werk wurde zur Zeit des Baues der deutschen Landesbefestigung nach dem Ersten Weltkrieg inflationär verwand. So gab es Bezeichnungen wie: B1- Kleinstwerk, B- Kleinstwerk, B- Werk, A- Werk, A1- Werk, Artilleriewerk, Schweigewerk, Tiefenwerk, u.a.

Letzlich wurden alle Bauwerke, die einen Panzerturm besaßen, als Werke bezeichnet.

Dies geht auf einen Befehl General v. Brauchitsch’s vom 9.6.1939 zurück, der unter Ziffer 2 lautet:

2. Um die Stärke unserer Landesbefestigung besonders zu betonen, wird die Bezeichnung „Panzerwerk“ (Pz.W.) eingeführt. Als Panzerwerke sind alle Werke, Kleinstwerke, sowie Stände mit 6- bzw. 3- Schartentürmen und Türmen für Artilleriebeobachtung mindestens in B1- Stärke (1,0 m Wandstärke) zu bezeichnen.

Dies hatte wohl einen propagandistischen Hintergrund um den Nationen, gegen die man diese Bauwerke errichtet, eine größere, als die tatsächlich vorhandene, Stärke der deutschen Befestigungen vorzutäuschen.

Der Begriff Panzerwerk (PzW) wurde bei allen Bauwerken der Festungsfront Oder-Warthe-Bogen offiziell verwand, d.h. hier wurden auch Bauwerke der Ausbaustufe C (0,60 m Wand-stärke) ohne Panzertürme als Panzerwerke bezeichnet.